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Ein Radfahrer entwirft eine Karte des mit dem Fahrrad befahrbaren Großraums Paris

Ein Radfahrer entwirft eine Karte des mit dem Fahrrad befahrbaren Großraums Paris - ©Jérômine Derigny pour Enlarge your Paris - francilienne-velo-8

Adrien Laplanche, seit 25 Jahren Radfahrer im Großraum Paris, hatte die Idee, eine Karte zu erstellen, mit deren Hilfe man den Großraum Paris nicht nur mit dem Fahrrad, sondern auch zu Fuß genießen kann. Als eine andere Art, die Gegend zu entdecken.


Wie kamen Sie auf die Idee, eine Karte der Umgebung von Paris zu erstellen, die dem Fahrradtourismus und dem Wandern gewidmet ist?

drien Laplanche: Wie jeder Vorstadtbewohner kaufte ich zu Beginn meines Studiums eine Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel. Aber nach einem Monat gab ich die Metro zugunsten des Fahrrads auf, um den Stoßzeiten und vor allem der ewig wiederkehrenden monotonen Landschaft des Regionalverkehrs zu entkommen. Wenn man sich mit dem Fahrrad fortbewegt, hat man einen völlig anderen Bezug zur Umgebung. Ende der 1990er Jahre waren wir nur eine Handvoll Menschen, die ihre täglichen Pendelstrecken mit dem Fahrrad zurücklegten.
Dabei darf man nicht vergessen, dass bis 1999 das Radfahren auf den Busspuren nicht erlaubt war! Im Jahr 2008 entstanden die Tempo-30-Zonen, in denen die Radfahrer auch gegen die Fahrtrichtung fahren durften. Ich erkannte, dass die alten Straßen von Paris im Gegensatz zu den Boulevards ein gutes Straßennetz darstellen, das vor Autos recht gut geschützt ist, da diese dort langsamer fahren. Diese Strecken sind Historikern, Architekten, Stadtplanern und sogar den Parisern selbst sehr wohl bekannt. Allerdings werden diese Straßen von der öffentlichen Politik ignoriert, die lieber Radwege auf den Hauptverkehrsachsen ausbaut.


Heutzutage gibt es immer mehr Fahrradwege. Welchen Nutzen hat Ihre Karte?

Fahrradfahren bedeutet für mich nach wie vor Freiheit! Eine Freiheit, die man nicht findet, wenn man auf dem geschützten Radweg des Boulevard de Sébastopol mit dem Fahrrad dicht gedrängt hinter den anderen herfährt. In Wirklichkeit gibt es in Paris zwei unterschiedliche Verkehrssysteme, wobei niemand über das zweite System für sanfte Mobilität spricht, über diese alten Verkehrswege, von denen einige durch Paris führen, während andere um die ehemaligen Stadtmauern herum verlaufen.
Sie sind nicht nur beim Fahrradfahren interessant, sondern bergen auch zahlreiche denkmalgeschützte Sehenswürdigkeiten. Zunächst skizzierte ich also für mich einen kleinen Plan, doch dann dachte ich mir als guter Vorstädter, dass man nicht vor den Toren von Paris haltmachen kann. Ich vergrößerte die Karte dann auf einen Radius von fast 40 km um Paris herum, vom Naturpark Vexin (Val-d'Oise / Yvelines) über Ermenonville (Oise), Brie-Comte-Robert (Seine-et-Marne) und Verneuil-l'Étang (Seine-et-Marne) bis nach Rambouillet (Yvelines).


Welche Besonderheiten besitzt die von Ihnen entworfene Karte?

Normalerweise enthalten Karten eine sehr „autoorientierte“ Ansicht der Gebiete: zuerst sieht man die großen Verkehrsachsen, dann den Rest. Diese Karte kehrt den Blick auf das Gebiet um. Man sieht zuerst die ruhigen Strecken: diese Karte ist von der sanften Mobilität geprägt. Sie berücksichtigt die Topografie - also das Relief -, aber auch alte und neue architektonische Sehenswürdigkeiten. Ich wollte ein Porträt einer Region und ihres Kulturerbes erstellen. Diese Betrachtungsweise der Vorstädte ist nach wie vor unbekannt. In Paris, aber auch in allen anderen Städten und Dörfern, gibt es ein Netz aus sehr logischen historischen Wegen, die direkt zu den Sehenswürdigkeiten führen. Wenn man diese Wege benutzt, kann man sich wirklich für die Gebiete, die man durchquert, interessieren.


Enthält Ihr Projekt einen politischen Aspekt?

Ja, denn obwohl ich mich über die zunehmende Beliebtheit des Radfahrens freue, ist es schade, dass so viele Radwege auf Straßen angelegt werden, die für die Verbindung, die Fahrt von einem Punkt zum anderen konzipiert waren, auf Straßen, die den Radfahrer auf die reine Fortbewegung reduzieren. Beim Radfahren kann man sich vor allem vom Verkehrsnetz loslösen, die lebendige Umgebung wiederfinden, und zwar auch durch die bewusste Wahrnehmung unseres Kulturerbes und unserer Geschichte.

 

Interview von Joséphine Lebard / Enlarge Your Paris
Grand Paris cyclable - ©Jérômine Derigny pour Enlarge your Paris - francilienne-velo-8